WAS IST YOGA ?

Der Terminus Yoga

Die Bezeichnung yoga stammt etymologisch von der Sanskritwurzel yuj (”zusammenbinden, anschirren, anjochen, ins Joch spannen”) ab und kann im Sinne von “Inswerksetzen, handeln, Praxis, Andacht, Anspannung, Verbindung” verwendet werden.

Das Wesen des Yoga

Die Frage nach dem Zweck und Ziel des Yoga wird von den Yogins und Kennern des Yoga recht unterschiedlich beantwortet. Allgemein wird der Begriff yoga als “Verbindung (mit der Gottheit)” ausgelegt. Solche Deutungen treffen zwar für die urtümliche Form des Yoga, die im Volkstümlichen lebendig blieb, zu, nicht aber für die eigentliche Yoga-Philosophie, wie sie uns von Patanjali überliefert wurde.

Im klassischen Lehrtext des Yoga, im Yoga-Sutram, ist nirgends von einer “Verbindung mit der Gottheit oder mit dem Selbst” als dem Endziel des Yoga die Rede. Patanjali definiert den Yoga einfach als “das Bezwingen der Bewegungen des Geistig-Seelischen”. Ein Kommentator des Yoga-Sutram, König Bhoja, behauptete sogar, dass yoga eigentlich viyoga (”Trennung”) bedeute, weil die Befreiung durch die das Nichtwissen aufhebende (trennende) Unterscheidungsschau (viveka-khyati) erlangt werde.

 

Yoga und Religion

Vom Laien wird der Yoga gerne als eine religiöse Lehre Indiens angesehen. Diese Vorstellung wird durch die populären yogaformen, die aufs engste mit der religiösen Tradition Indiens verbunden sind, begünstigt. Der Yoga in seiner reinen, klassischen Form ist jedoch nicht-religiöse universale Spiritualität.

Der Yoga als psychologische Wissenschaft ist ebenso neutral wie etwa Physik oder Psychotherapie. Sein Erkenntnisweg kann sowohl vom Gläubigen wie auch vom Atheisten und Skeptiker beschritten werden.

Yoga ist die Lehre und Praxis von der Umwandlung des profanen zum kosmischen Menschen, der dem Chaos des all-täglichen bio-mentalen Lebens entronnen ist. Yoga und Religion haben nur eines gemeinsam: die Überzeugung von der Existenz eines “ganz Anderen”. In der Religion ist dieses “ganz Andere” die Gottheit, der Gott – im Yoga ist es das Selbst, das absolute Kernwesen des Menschen, der purusha.

 

Yoga und Mystik

Die geläufige Gleichsetzung von Yoga und Mystik ist genauso unberechtigt wie das Ineinssetzen von Yoga und Religion. Mystik ist ganz allgemein das Bestreben, das Transzendente durch Einkehr und Versenkung zu erfassen. Dabei stellt die Mystik keinen organischen, systematisierten Heilsweg dar. Der Mystiker ist vielmehr allein auf sich und sein mystisches Erfahren angewiesen.

Der Yoga in seiner klassischen Gestalt hingegen gleicht einem vielgliedrigen Organismus, dessen Zentralorgan das transzendente Erlebene ist. Yoga ist somit integrierte Mystik. Die experimentelle Methode des Yoga ist der emotionell-religiösen Innenschau der Mystik um ein beträchtliches voraus.

 

Formen des Yoga – Übersicht

In seiner ursprünglichen Gestalt war der Yoga eine mit den religiösen Ritus des altindischen Menschen eng verbunde magische Praxis. Hieraus entwickelte sich im Laufe der Jahrtausende eine immense Fülle von Praktiken und Theorien, und es entstanden die vielzähligen Yoga-Typen.

Die bedeutenste aller Erscheinungsformen des Yoga ist das Yoga-System (yoga-darshana) des Patanjali, das als Rajayoga, oder Klassischer Yoga bekannt ist. Von Patanjali sind vier Bücher bekannt. Wobei das erste Buch die Charakteristika von Yoga und Meditation behandelt,  das zweite Buch sich mit yama und verschiedenen asanas und Posituren beschäftigt, das dritte Buch sich mit der Beschäftigung, Widmung und Ergebnissen von Meditation auseinandersetzt, und schliesslich das vierte Buch philosophisch  fünf Formen des nirvana für Praktizierende abhandelt.

Neben diesem philosphischen System existieren unzählige nicht-systematisierte, von populären Vorstellungen durchwobene Yogas. Weiterhin bestehen nicht-orthodoxe Yogas im buddhistischen und jainistischen Lehrbereich.

Yoga lebend und praktizierend ist die individuelle Seele (des einem Selbst) frei von Kummer, Pein, Mühe, Leid und Schmerz, Einwirkung und Aktion, – das Ergebnis von Aktion und Reaktion. Spielerisch mit individuellen positiven oder negativen Erleben erforscht man im Laufe der Zeit seinen Körper und Sein um mit Barmherzigkeit und Mitempfinden die alltägliche Existenz objektiv zu begreifen und zu leben.

Vier Yoga Typen erlangten einen entscheidenden Platz in der indischen Spiritualität:

.) Raja Yoga

.) Hatha Yoga

.) Mantra Yoga

.) Laya Yoga

 

RAJA YOGA:

Der Begriff rajayoga bedeutet soviel wie “Fürsten-, königlicher, vornehmer Yoga” und wird meist in Unterscheidung zum hathayoga verwendet. Der Rajayoga ist mit der Yogalehre des Patanjali identisch. Für den Rajayogin ist Yoga “das Bezwingen der Bewegungen des Geistig-Seelischen”. Er erblickt in den verschiedenen geistigseelischen Zuständen (citta-vritti) nur Quellen des Leides. Die Bewältigung (nirodha) der Bewegungen (vritti) des psychomentalen Lebens (citta) ist erte Voraussetzung für die endgültige Befreiung. Die Ausschaltung der citta-vritti geschieht durch abhyasa und vairaga (Übung, Verzicht). sind die Strudel des Geistig – Seelischen zum Stillstand gekommen, dann offenbart sich das Selbst (purusha) in reiner Form (svarupa).

Alle Yogaformen unterscheinden sich in der Art und Weise der Praxis (Sadhana). Jeder dieser Formen verwendet die gleichen acht Glieder (ashtanga) als Hilfsmittel: yama (Verhaltensregeln), niyama (Selbstdisziplin), asana (Körperübungen, Ertüchtigung), pranayama (Atemtechniken, -zügelung), Pratyahara (Rückziehen der Sinne), dharana (Konzentration), dhyana (Meditation) und samadhi.

Eine brauchbare Begriffsanalyse über yoga einer atheistischen Anschauung gemäß kann man in zweien von sieben bashyas (Abhandlungen, Erörterungen) des Brahmasutras,- dem Shangkara und dem Ramanuja finden. Es wird eine dreifache vedische Einteilung auch erwähnt, nämlich.

I.)  Jnana oder Raja Yoga (jnana kanda) – Wissen

Jnana bedeutet “Wissen, Erkenntnis”, und der Jnanayoga ist der “Yoga des intuitiv-philosophischen Forschens”. Im Gegensatz zum Rajayoga, der sich am Samkhya orientiert, beruft sich der Jnanayoga auf Vedanta. Dem Jnanayogin (janin) sind Wille (icca) und Vernunft (buddhi) die beiden Führer zur erlösenden Erkenntnis des Brahman.

II.) Karma Yoga (karma kanda) – tun, Handlung

Das Wort karman hat eine vielfältige Bedeutung; man kann es im Sinne von “Aktion, Handlung, Werk, Tat, Produkt, Wirkung etc.” verwenden. Der Karmayoga ist der “Yoga der Tat”. Ausgangspunkt dieses “Tat-Yoga” ist die Feststellung: “Leben ist Handeln”. Von hier aus versucht der Karmayoga Antwort auf die Grundfragen des menschlichen Seins zu geben.

III.) Bhakti Yoga (upasana kanda) – achtsam, Aufmerksamkeit

Bhakti ist die “verehrende, hingebende Liebe”,  und der Bhaktiyoga ist der “Yoga des Gottesdienstes durch Liebe, Hingabe, Barmherzigkeit.”

 

HATHA YOGA:

Das Wort hatha hat die wörtliche Bedeutung von “Gewalt, Anstrengung, Kraft”. Die Goraksha-Paddhati leitet das Wort aus den beiden Wurzeln ha (Sonne) und tha (Mond) her und erblickt im hathayoga die Vereinigung dieser zwei Prinzipien.

Der in der Tradition des Tantrismus stehende hathayoga stellt ein System feinst ausgearbeitete physischer Techniken dar, die dem Übenden (yamin) die Herrschaft über das Vegetativum und somit eine Beeinflussung des psychophysichen Geschehens ermöglichen. Auf die außerordentlichen Wirkungen der hathayogischen Praktiken wird in den entsprechenden Texten auch immer wieder hingewiesen. Der hathayoga bezweckt die willentliche Bemeisterung des Körpers und dessen Verwandlung in einen “göttlichen Leib”. Der Verwirklichende (sadhaka) strebt die Erweckung jener mysteriösen Kraft an, die nach der tantrischen Lehre ihren Sitz an der Wirbelsäulenbasis hat und mit kundalini (”die Zusammengerollte”) bezeichnet wird. Nach der Hathayoga-Pradipika, einem der drei Standardwerke des Hathayoga, besteht der “Gewaltsame Yoga” aus 8 Gliedern, ashtanga (siehe oben). 

Hathayoga ist ein verhältnismäßig junger Spross der Yogalehre. Er entstand in einer Zeit spiritueller und schöpferischer Erlähmung. Als Urheber dieses späten Yoga kann der vermutlich im zwölften nachchristlichen Jahrundert lebende Asket Gorakhnath angesehen werden.

 

MANTRA YOGA:

Mantras sind machtvolle Klangenergien auf Sanskrit, der ältesten Sprache der Welt. Der richtige Gebrauch dieser Klangenergien verhilft Dir zu Gesundheit, innerer Harmonie, geistiger Klarheit, machtvoller Lebensenergie, Entfaltung von Liebe und Freude. Das höchste Ziel des Mantra Yoga ist, wie immer beim Yoga, die Verwirklichung Deiner wahren Natur, der Einheit mit dem Unendlichen. Mantra Yoga gilt als einer der machtvollsten, einfachsten, sichersten und schnellsten Wege zu dieser Selbstverwirklichung. In Indien ist es der populärste und doch mysteriöseste Aspekt des Yoga, der zumeist nur mündliche von Lehrer/in auf Schüler/in weitergegeben wurde und wird.

In Theorie und Praxis bekommt man als ernsthafte/r Yoga-Aspirant/in in wertvolle Hinweise zum Gebrauch der Mantras. man erhält detaillierte Hinweise für Mantra Rezitation, Mantra Meditation, Mantra Schreiben, Mantra Singen und die Wiederholung von Mantras im täglichen Leben.

 

LAYA YOGA:

Im Laya Yoga (bekannt als Kundalini Yoga) gibt es eine bestimmte Methodik, durch die man laya (Vertiefung) erreichen kann Kundalini yoga ist höhrere Form des Hatha Yoga, und beschäftigt sich mit den Chakras und den übersinnlichen Kräften und Funktionen der Körperinnenwerlten. Ziel dieser Form des Yoga ist die Weckung der kundalini, damit sie im sushuma aufsteigen kann und ihren Weg findet. Symbolisch bedeutet dies Vereinigung der Urmaterie (prakrti) mit dem Urgott (purusha). In der Praxis bedient der Kundalini-Yoga der methoden, die in anderen Yoga Formen üblich sind (Hatha, Raja Yoga).

Kundalini Yoga ist eine Lebenslehre, die zum Ziel hat, das moderne Dasein erträglicher zu machen. Sein Grundgedanke ist, dass unsere Leben letztlich durch unser Wollen geformt wir, gleichgültig, in welcher Lage man sein mag und wie auch immer das Schicksal mit uns umspringen mag. Die meisten von uns schädigen aus Unswissenheit mehr oder weniger ihre Gesundheit, ihr Glück, und ihre Aussichten auf eine lange, erfolgreiche Laufbahn. Diese Unkenntnis kann man durch den Versuch, seine Lebensgesetze zu erkennen, in Wissen umwandeln.