ist eine karitative Organisation, die ihre Basis in Sidhbari, einem kleinen Dorf am Fuße des Himalaya im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh hat. Die Organisation wurde mit dem Ziel gegründet, sich für die Verbesserung der sozialen Verhältnisse einzusetzten. Sie kümmert sich in erster Linie um das Wohlergehen der Familien, vor allem der Frauen und Kinder. Entwicklungen werden in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und Umwelt angestrebt. Es ist Nishtha ein besonderes Bedürfnis, die in der Umgebung lebende Bevölkerung in die Arbeit mit einzubeziehen, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen.

 

In dieser sich immer schneller bewegenden Welt kommt es auch in der einheimischen Kultur zu großen Veränderungen, die Konflikte und Verunsicherungen mit sich bringen. Nishthta bemüht sich um den Dialog mit der Dorfbevölkerung, um das gegenseitige Anerkennen und Lernen von einander zu fördern. Ebenfalls unterstützt werden soll der gemeinsame Wunsch nach einem Leben in Harmonie miteinander und mit der Natur. Der ganzheitliche Ansatz von Nishtha basiert auf der Philosophie, medizinische Hilfeleistung für jedermann zu ermöglichen, das soziale und spirituelle Wachstum der Bevölkerung und den Schutz der Umwelt zu fördern.

Nishthas Leiterin ist die Ärztin Dr. Barbara Nath-Wiser. Sie stammt aus Wien und lebt seit 1984 in Sidhbari. Zum Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann Krishan Nath Baba gründete sie hier ein Gesundheitszentrum. Krishan Nath Baba war eine angesehene Persönlichkeit in dieser Gegend, dem das gesundheitliche Wohl seiner Mitmenschen ein besonderes Anliegen war.

Frau Dr. Kishwar Shirali, Frau Abha Bhaiya und Frau Monica Ghosh gründeten die Stiftung im Jahr 1998 mit dem Ziel Dr. Barbaras medizinische Arbeit in der Gegend zu unterstützen und zu erweitern. Kürzlich wurde Frau Kamla Basin, eine erfahrene Kraft in der Frauenarbeit, Mitglied der Stiftung. Zusammen repräsentieren sie ein breites und langjähriges Spektrum an engagierter Frauenarbeit in Indien.

 

WEM GEHOLFEN WIRD:

Die Bevölkerung von Sidhbari setzt sich aus ca. 5000 Bauern, Hirten und Arbeitern zusammen. Die Analphabetenrate ist sehr hoch und die meisten Familien leben von einem Einkommen, das unter der nationalen Armutsgrenze liegt. Bis vor kurzem konnten die Männer ihren kargen Lohn aus der Landwirtschaft durch zusätzliche Arbeit in den hiesigen Schieferminen aufbessern. Seit der Schließung der Minen müssen sie in einem größeren Umkreis nach Arbeit als Tagelöhner suchen. Diese Tatsache verschlimmert die Probleme des Alkoholismus und der Spielsucht bei den Männern als auch die wirtschaftliche und soziale Belastung für die Familien. Ihr Zugang zu medizinischer Versorgung ist limitiert. Besonders Frauen und Kinder machen sich auf Grund von finanziellen und gesellschaftlichen Einschränkungen selten alleine auf den Weg, wenn sie medizinische Hilfe brauchen.

FOKUS AUF FRAUEN, KINDER, BEHINDERTE, BENACHTEILIGTE:

 

Frauen, Töchter und Mütter von Alkoholikern
Alkoholismus ist endemisch in dieser Gesellschaft, wo das Leben der Männer physisch sehr fordernd ist und wenig Anerkennung findet. Gewalt zu Hause ist oftmals gekoppelt mit Alkoholmissbrauch und die betroffenen Frauen befinden sich außerdem in wirtschaftlicher Not. Einen Grossteil ihres Einkommens geben die Männer für Alkohol (auch Rauchen und Spielen) aus und die Frauen müssen sehen, wie sie für sich und die Kinder ein Auskommen finden. Es gibt wenig Orte, an die eine Frau vor ihrem betrunkenen und ausfälligen Ehemann flüchten kann. Frauen scheuen sich auch davor, in einer solchen Situation die Nachbarn aufzusuchen, und die eigene Familie wohnt mindestens eine Busfahrt entfernt. Trotzdem suchen manche Frauen Schutz in ihrem Elterhaus, obwohl sie sich die Reisekosten dorthin nicht leisten können oder auch wissen, dass sie von Seiten der Verwandtschaft nicht mit Unterstützung rechnen können. Eine Unterkunft für Frauen würde Opfern von Gewalt Schutz bieten, bis der alkoholisierte Ehemann ausgenüchtert ist und die Folgen seiner Gewalttätigkeit einsieht. Gruppentreffen mit Frauen, die Gewalttätigkeiten erfahren haben, bieten anderen betroffenen Frauen eine entspannte Atmosphäre, wo sie über ihre Schwierigkeiten sprechen und – individuell oder in der Gruppe – Lösungen finden können, mit einem missbrauchenden Ehemann umzugehen. Beratung ist auch für jene Ehepaare vorgesehen, die bereit sind, ihr Leben zu verändern und Gewalt zu vermeiden. Selbstverteidigungskurse sollen Frauen befähigen, sich selbst aus Situationen der Gewalt zu befreien.

Emotionell und sozial Gestörte und Behinderte Sozio-psychische Benachteiligungen
Fast 5-6 Millionen Menschen in Indien sind auf Grund verschiedener psychischer Störungen behindert. Diese Störungen beeinträchtigen ihr Alltagsleben, die persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Beziehungen und die berufliche Produktivität und verursachen Kummer und Sorge für das Individuum und die Familie. Es ist unbedingt erforderlich, die soziokulturellen Auswirkungen von Geistesstörungen zu erkennen. Dabei sind die traditionellen und regionalen Besonderheiten des Patienten zu berücksichtigen, um die Störungen nicht von einem rein medizinischen Standpunkt aus zu behandeln, sondern als bio-psycho-soziologische Fälle.

Ein Teil des sozialen Drucks für die Frauen ist auf das patriarchalische Gesellschaftssystem und ihre ungleiche soziale Stellung zurück zu führen. Die soziale Realität, die sie erleben, hat einen starken Einfluss auf ihre emotionale Gesundheit. Rollenzuweisungen sind ebenfalls wichtige Faktoren: Frauen investieren emotionell in ihre Familien. Obwohl sie ständig für Kinder, Alte und Kranke sorgen, empfinden sie oft Schuld und haben ein geringes Selbstwertgefühl. Ihre Arbeit wird wenig geschätzt und gibt ihnen auch keine Berechtigung, bei Entscheidungen innerhalb der Familie oder Gemeinde mitzureden. Frauen sind so konditioniert, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Dies beeinflusst ihre psycho-soziale und emotionale Entwicklung.

Frauen sind oft Opfer von Gewalt in ihren eigenen Familien, wo sie oft schon als kleine Mädchen sexuellen Missbrauch erleiden. Sexuelle Belästigung und andere Verbrechen passieren am Arbeitsplatz, in dieser Gegend gewöhnlich in den Feldern. In einer Kultur, wo man es fast für normal hält, dass Frauen so etwas zustößt und sie obendrein noch beschuldigt werden, den Mann zum Missbrauch zu verführen, wird ihrem Gefühl der Hilflosigkeit und ihrer fehlenden Hoffnung und Freude in keiner Weise Beachtung geschenkt.

Die zunehmende Auswirkung oben genannter Tatsachen verursachen Depressionen, Angstzustände, hysterische Ohnmacht, Phobien, Traumata und psychosomatische Krankheiten. Frauen leiden 2-3 mal häufiger als Männer unter diesen Symptomen. Die Weltgesundheitsorganisation hat festgestellt, dass depressive Störungen für 30 Prozent der neuro-psychiatrischen Behinderungen bei Frauen verantwortlich sind, aber nur für 12,6 Prozent bei Männern. 10 Prozent der Frauen leiden unter postnatalen Depressionen.

Alleinstehende Frauen
Diese Kategorie bezieht sich auf alle Frauen, die außerhalb der Ehenorm leben. Diese Gruppe schließt auch verwitwete, geschiedene und verlassene Frauen ein, sowie Frauen, die nie geheiratet haben und 30 Jahre oder älter sind (d.h. weit über dem normalen Heiratsalter). Einige Frauenorganisationen in Indien haben feministische Studien durchgeführt und für alleinstehende Frauen Raum geschaffen, wo sie ihre gemeinsamen Belange identifizieren und sich ihren Bedürfnisse widmen können. Dazu zählt vor allem Jagori (Hauptbüro in Delhi) und Astha (Basis in Rajasthan). Durch ihre Aktivitäten wurde die Kategorie „alleinstehende Frau“(ekal nari oder ekal aurot) als Basis für persönliches und gemeinschaftliches „Empowerment“ vorangetrieben. Im Kangra Distrikt von Himachal Pradesh jedoch gibt es bis jetzt noch kein solches Projekt.

Im Juni 2005 führten wir den ersten einer Reihe von Workshops durch, mit deren Hilfe alleinstehende Frauen in dieser Gegend gestärkt werden sollen. Ausgebildete Koordinatorinnen und Vertreterinnen der „Single-Women“-Bewegung in Rajasthan nahmen teil. Neben unseren eigenen Aktivitäten wie Versammlungen, Ausbildungskursen und Initiativen zu Selbsthifeprojekten wurde vereinbart, dass Nishtha in Himachal Pradesh die Schlüsselfunktion hat und eng mit Sutra, der Zentral-NGO in diesem Bundesstaat, zusammenarbeitet. Unter ihrer Leitung haben wir Außendienstmitarbeiter engagiert, die über 20 Frauen in 20 „Panchayats“(s.u.) in drei lokalen Distrikten kontaktiert haben: zehn in Nagrota, sieben in Kangra und drei in Raite. Ihre Bedürfnisse werden dokumentiert und wir laden sie in Gruppen zu unseren regelmäßig stattfindenden Workshops ein, die im Gemeindezentrum von erfahrenen Fachkräften aus Delhi durchgeführt werden. Ungefähr 90 Prozent dieser Frauen, die im Rahmen dieses Projektes kontaktiert wurden, sind Witwen, die anderen sind von ihren Männern getrennte oder sehr selten auch geschiedene Frauen. Sie leiden unter einer Vielzahl von wirtschaftlichen, sozialen, psychischen und physischen Schwierigkeiten, besonders auch unter Misshandlung durch Familienmitglieder. Sie müssen sehr viel Kraft und Mut aufbringen, um den Herausforderungen des täglichen Lebens standzuhalten. Auf die im Kontakt mit den Frauen sichtbar werdenden Probleme kann am wirksamsten eingegangen werden durch die Schaffung eines Raumes für alleinstehende Frauen, wo sie ihre gesamten Angelegenheiten diskutieren können.

Frauen in wirtschaftlicher Not
Viele dieser Frauen fallen in die Kategorie alleinstehende und/oder emotional und sozial behinderte Frauen, sowie Frauen von Alkoholikern. Einkommensförderung durch Selbsthilfe ist der Hauptfokus dieses Projekts. Dieses Jahr wurden Massagekurse, ein Stofftaschenprojekt und erst kürzlich unser Backprojekt ins Leben gerufen, um auch den schwächsten Frauen in dieser Gemeinde zu neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu verhelfen. Unterstützung und Hilfe in Rechtsangelegenheiten, um sicherzustellen, dass Frauen Zugang zu allen ihnen zustehenden staatlichen Hilfen bekommen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Arbeit.

Zu verheiratende und neu verheiratete Frauen
Dies ist eine wichtige Gruppe von Frauen, die besondere Sorgen und Bedürfnisse haben. In dieser Gesellschaft erfahren sie viele Einschränkungen in bezug auf das Verlassen des Hauses, das Verrichten sinnvoller Aktivitäten und sind gleichzeitig isoliert von jenen Frauen, mit denen sie Ängste, Sorgen und Schwierigkeiten teilen könnten. Junge Frauen, die in Kürze verheiratet werden, sind normalerweise gesellschaftlich isoliert, da sie nicht mehr zur Schule gehen und die Familien sie streng behüten, um Skandale oder Gerüchte zu vermeiden. Diese jungen Frauen sind zumeist ebenso verängstigt wie aufgeregt bei der Aussicht auf die massive Lebensveränderung, die mit einer Verheiratung einhergeht. Da fast alle Frauen nach der Heirat ihr Elternhaus verlassen und bei ihrem Ehemann und dessen Familie leben, verliert eine neuverheiratete Frau den Rückhalt der eigenen Familie und Freunde und gerät in die fragilste Lebenslage, in der sie sich jemals befinden wird. Frauen in dieser Lebensphase sind an das Haus und die Felder der Familie gebunden, und sie brauchen Jahre, bis sie sich in der Gemeinde des Ehemanns wieder eine geachtete Position aufgebaut haben. Junge Frauen aus der Gegend, neu verheiratete als auch zu verheiratende, haben vorgeschlagen, dass ein Nähzentrum ein legitimer Platz wäre, wo sie sich treffen und auch eine brauchbare Fertigkeit lernen könnten in einer Zeit, wo sie am Jugendclub nicht teilnehmen dürfen. Nähen ist eine von den Eltern und der Schwiegerfamilie anerkannte Tätigkeit, für die sie das Haus verlassen dürfen. Ein Nähzentrum würde diesen jungen Frauen einen Platz bieten, wo sie über ihre Ängste und Schwierigkeiten sprechen können, während sie gleichzeitig etwas lernen und sich vielleicht sogar durch den Verkauf von Taschen und anderen Produkten ein kleines Einkommen verschaffen können.

Junge Leute
Nicht nur die Mädchen im Teenageralter, sondern auch die jungen Burschen erfahren enormen Druck, die sich ständig vergrößernden Meinungsverschiedenheiten mit ihren Eltern bzgl. der Erwartungen an das Leben in Einklang zu bringen. Die Selbstmordrate bei jungen Leuten nimmt zu, da sie auf Grund der hohen Erwartungshaltung dieser Gesellschaft wenig Hoffnung sehen, ihren eignen Ambitionen oder denen ihrer Eltern zu entsprechen. Arrangierte Heiraten in der richtigen Kaste, fehlende Verdienstmöglichkeiten trotz höherer Ausbildung und die Erfahrung von Frustration angesichts der Unmöglichkeit, ein Leben zu leben, wie es im Fernsehen und in Filmen vorgespielt wird, tragen dazu bei, der Jugend in dieser Gegend das Leben schwer zu machen. Verhaltensprobleme, Depressionen, Alkoholismus, Drogen und kleinere Delikte ergeben sich zwangsläufig.

 

 Kontakt: http://www.nishtha-hp.org/

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