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Wirkstoffe in den Heilpflanzen

Von Heilkräutern haben die Menschen schon in alten Zeiten gewußt. Von den etwa 10.000 Arten wird heute noch ein großer Teil gebraucht, nicht nur in der Voksheilkunde sondern auch für die Herstellung von Arzneimitteln. Manche Arzneipflanzen sind ungefährlich andere wieder enthalten starke Gifte. Diese Wirkstoffe können sehr verschieden sein. Die Wirkstoffe hat die Heilpflanze während ihres Wachstums gebildet und gespeichert. Neben diesen Wirkstoffen besitzt die Pflanze aber auch noch Ballaststoffe. Diese indifferenten Stoffe steuern die Wirksamkeit der Pflanze. Sie können die Aufnahme der Wirkstoffe in den Organismus beschleunigen oder verzögern.

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In einer Heilpflanze sind immer mehrere wirksame Stoffe vorhanden, wobei der Hauptwirkstoff bestimmt, wie die Droge eingesetzt wird.

Das Wort Droge ist übrigens die ursprüngliche Bezeichnung für getrocknete Heilpflanzen. In diesem Sinn hat sie also nicht mit Suchtdrogen (Morphium, Kokain,LSD) zu tun. Eine Heilpflanze ist durch das charakteristische Zusammenspiel aller ihrer Wirk und Ballaststoffe gekennzeichnet. Die wirksamen Stoffe sind meistens nicht gleichmäßig in der ganzen Pflanze verteilt, sondern an bestimmten Stellen angereichert z.B. in Blüten, Früchten, Blättern, Rinde, Wurzel. Außerdem ändert sich der Gehalt an Wirkstoffen, so daß es wichtig ist, den geeigneten Zeitpunkt für die Ernte auszuwählen, auch die weitere Behandlung ist von Bedeutung. Je nachdem welcher Teil der Planzen durch seinen Gehalt an Glykosiden, Alkaloiden, ätherischen Ölen, Gerb-, Bitter- oder Schleimstoffen, Harzen oder Balsamen ausgezeichnet ist, werden Wurzel-, Knollen-, Holz-, Rinden-, Blatt-, Kraut-, Samen- und Fruchtdrogen unterschieden.

Auch bestehen zwischen Heil- und Giftpflanzen keine grundsätzlichen Unterschiede, da es in vielen Fällen allein von der dem Körper zugeführten Drogenmenge abhängig ist, ob die Stoffe eine heilende oder vergiftende Wirkung haben. Diese Drogen werden vornehmlich als Tee verordnet. Die Teerezepte sehen dabei entweder die alleinige Verwendung einer Droge oder häufiger von Drogenmischungen vor, die es in mannigfaltiger Auswahl für die verschiedensten Krankheitserscheinungen gibt. Durch die Mischung verschiedener Drogen soll erreicht werden, daß einzelne Wirkungen besonders klar hervortreten oder schädliche Nebenwirkungen unterdrückt werden.

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1. Ätherische Öle:

Ätherische Öle sind leicht flüchtige, ölartige Pflanzeninhaltsstoffe. Sie riechen stark und sind im Pflanzenreich weit verbreitet, es gibt kaum eine Pflanze, die völlig frei von ätherischen Ölen ist. Die ätherischen Öle setzen sich aus sehr vielen verschiedenen Substanzen zusammen. Ätherische Öle wirken entzündungshemmend, erleichtern das Abhusten, sind krampflösend und harntreibend und sie wirken stärkend auf Magen, Darm, Galle und Leber.

2. Alkaloide:

Alkaloide sind komplizierte Stickstoffverbindungen, die starken alkalischen Charakter haben. Sie sind oft sehr giftig. Der bekannteste Vertreter ist die Tollkirsche (Atropa Belladonna)

3. Bitterstoffe:

Es handelt sich bei den Bitterstoffen um chemisch verschieden zusammengesetzte Substanzen, die alle das Geschmacksmerkmal „bitter“ haben. Sie reizen die Geschmacksrezeptoren und wirken anregend auf die Speichel-, Magensaft und Galleproduktion. Sie fördern den Appetit und wirken entgiftend.

4. Flavonoide (Flavone):

Die Bezeichnung rührt vom lateinischen flavus (gelb) her. Diese gelb gefärbten Naturstoffe sind im Planzenreich weit verbreitet. Sie haben sehr unterschiedliche chemische und physikalische Eigenschaften. Ihre wichtigsten Einsatzmöglichkeiten sind Brüchigkeit feiner und feinster Blutgefäße, da sie eine gefäßabdichtende Wirkung haben. Außerdem werden sie bei bestimmten Herz- Kreislaufstörungen und bei Verkrampfungen im Verdauungstrakt gegeben.

5. Gerbstoffe:

Gerbstoffe haben die Fähigkeit zu „gerben“, d.h. sie wandeln tierische Haut in Leder um. Im pharmazeutischen Sinn sind sie in der Lage, Eiweißstoffe der Haut und der Schleimhaut zu binden und in widerstandsfähige, unlösliche Stoffe zu überführen. Damit entziehen sie den auf der verletzten Haut angesiedelten Bakterien den Nährboden. Gerbstoffe werden vor allem äußerlich eingesetzt als Gurgelmittel bei Angina, als Mundspülung bei Zahnfleischentzündung und mittels Umschlägen in der Wundbehandlung. Man kann mit ihnen gut Teilbäder bei Entzündungen, Frostbeulen und Hämorrhoiden durchführen. Wichtige Heilpflanzen, die Gerbstoffe als Hauptwirkstoff enthalten, sind Blutwurz und Heidelbeere. Gerbstoffe können aber auch störend wirken, da sie die Magenschleimhaut reizen (z.B.Bärentraubenblätter). Diese Nebenwirkung kann man durch Kaltansatz vermeiden, da dann weniger Gerbstoffe in Lösung gehen.

6. Glykoside:

Die Glykoside haben das gemeinsame Merkmal, das sie durch Hydrolyse (Aufspaltung unter Wasseraufnahme) in einen Zuckeranteil und einen Nichtzuckeranteil gespalten werden. Der Nichtzuckeranteil bestimmt weitgehend die Wirkung. Die Wirkungsvielfalt ist sehr groß, so daß der Begriff Glykosid therapeutisch nicht viel aussagt. Beispielhaft werden hier nur genannt: die herzwirksame und schleimlösende Wirkung einiger Pflanzen,, die antientzündlichen Wirkstoffe der Bärentraubenblätter, die abführende Wirkung der Faulbaumrinde und die schweißtreibende Wirkung der Lindenblüten. Unter Herzglykosiden (Digitalisglykosiden) faßt man Substanzen zur Förderung der Kontraktionsmuskulatur zusammen. Sie kommen in erster Linie im Fingerhut, dem Maiglöckchen und der Meerzwiebel vor.

7. Saponine

Auch Saponine sind chemisch durch einen Zucker- und einen Nichtzuckeranteil charakterisiert. Im Wasser schäumen sie wie Seife. Saponine haben eine hämolytische Wirkung, d.h. sie setzen aus den roten Blutkörperchen das Hämoglobin frei. Sie werden oft als schleimlösendes Mittel bei festsitzendem Husten eingesetzt. Manche saponinhaltigen Drogen haben auch eine wassertreibende Wirkung und werden zum Ausschwemmen von Ödemen eingesetzt. Sie werden auch für Blutreinigungskuren verwendet. Manche sind entzündungswidrig und haben gute Einsatzmöglichkeiten bei Rheuma und Hautunreinheiten. Saponine sind nicht ungefährlich, in zu hohen Dosen können sie die Darmschleimhaut reizen.

8. Schleimdrogen

Unter Schleim versteht man im pharmakologischen Sinn Stoffe, die im Wasser aufquellen und eine fadenziehende Flüssigkeit bilden. Sie wirken reizmildernd, da sich der Schleim als feine Schutzschicht auf die Schleimhaut legt und sie so vor reizenden Stoffen schützt. So können Entzündungen abklingen. Da der Schleim nicht resorbiert wird, haben Schleimdrogen eine rein lokale Wirkung. Sie werden als hustenstillendes Mittel eingesetzt, wenn der Husten durch Reizzustände im Rachen und am Kehldeckel ausgelöst wird. Daneben haben sie noch eine leicht abführende Wirkung.

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Anwendung der Heilpflanzen

Grundsätzlich können Drogen innerlich und äußerlich angewandt werden.

Innerlich: Trinken des Heiltee‘s, pflanzliche Mittel können auch als Sirup oder Tropfen verwendet werden.

Äußerlich: Gurgeln und Mundspülungen

Waschungen bei z.B. Hautunreinheiten

Teilbäder bei Schäden an Händen, Armen oder Füßen

Vollbäder

Wundumschlag

Feuchte Umschläge

Augenwaschungen von außen nach innen

Augenspülungen

Inhalationen bei Erkrankungen des Atmungstrakt

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Zubereitung der Heilpflanzen

1. Aufguß:

Der Aufguß ist die häufigste Art der Zubereitung von Tee‘s. Die Droge wird in einem Gefäß mit kochendem Wasser übergossen. Dann deckt man das Gefäß ab und läßt das Ganze acht Minuten ziehen und seiht ab.

2. Abkochung (Absud):

Die zerkleinerten Pflanzenteile werden mit kaltem Wasser übergossen. Diesen Ansatz läßt man eine halbe Stunde kochen und seiht ab.

3. Kaltwasserauszug (Mazeration):

Die Pflanzenteile werden mit einer kalten Flüssigkeit (Wasser, Alkohol, Öl) übergossen. Sie bleiben dann meist über Stunden, bei alkoholischen Flüssigkeiten stehen. Anschließend abseihen.

4. Pflanzenauszug (Extrakt):

Ein Extrakt ist ein eingedickter konzentrierter Pflanzenauszug. Er kann mit wäßrigen, alkoholischen oder ätherischen Lösungsmitteln hergestellt werden.

5. Tinktur:

Die pulverisierten Pflanzenteile werden mehrere Tage in Alkohol eingeweicht. Eine Tinktur entspricht einer längerdauernden Mazeration.

6. Elixier:

Elixiere sind weingeistige Tinkturen, denen Zucker, Extrakte, ätherische Öle o.ä. zugesetzt wurden.

7. Sirup:

Ein Sirup ist eine Zuckerlösung, der Drogenauszüge beigefügt wurden. Sirupe werden bevorzugt in der Kinderheilkunde eingesetzt.

8. Einreibungsmittel (Linimentum):

Es handelt sich um ein zum äußeren Gebrauch bestimmtes, fast flüssiges oder dickflüssiges Gemisch, das aus fetten Ölen, Seifen oder anderen emulgierbaren Stoffen besteht.

9. Salbe (Unguentum)

Salben, die zur äußerlichen Anwendung bestimmt sind, werden auf einer Grundlage von Fetten, Ölen, Vaseline, Glyzerin oder Wachsen hergestellt.

10. Creme:

Eine Creme ist eine Salbe von besonders weicher Konsistenz, die eine größere Menge Wasser enthält.

11. Paste :

Als Pasten werden Salben bezeichnet, in denen pulverförmige Bestandteile suspendiert (aufgeschwemmt) sind.

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